Der Lebensmittel- und Getränkekauf online nimmt immer mehr zu. Der Konsument möchte es einfach haben. Immer mehr und größerer Herausforderungen für den E-Commerce. Effizientes Verpacken, Transportieren und Lagern. Laut einer aktuellen Studie soll der E-Commerce bis 2025 etwa 21 Prozent des gesamten Lebensmittel- und Getränkeverkauf ausmachen.
Gekühlte Lebensmittel, Medikamente und andere temperaturempfindliche Produkte haben beim Versand Gemeinsamkeiten: Unter keinen Umständen darf die Kühlkette durchbrochen werden. Für den Versand von diesen Waren gibt es bereits diverse, erprobte Lösungen. Beispielsweise besonders beschichtete Kartonagen oder EPS-Thermoboxen. Kunststoffe und expandiertes Polystyrol genießen allerdings nicht den besten Umweltruf.
Verbraucher wünschen sich mehr Nachhaltigkeit im Alltag
Verbraucher wünschen sich immer mehr nachhaltige Verpackungen, auch um die eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Versandhändler geraten immer öfter in einen regelrechten Shitstorm aufgrund mangelhafter und ressourcenverschwenderischer Verpackungen. Durch die sozialen Medien sind Fehltritte schnell publik. Beispielsweise Kleinteile, die in riesigen Kartonagen beim Verbraucher ankommen oder der Supermarkt, der drei halbierte Tomaten in einer Kunststoffverpackung anbietet. Aber auch Täuschungen „um grüner zu wirken“. Beispielsweise ein südkoreanischer Hersteller von Kosmetikartikel, der sein Produkt in einer Papierflasche auf den Markt brachte. Im Nachhinein stellte sich jedoch raus, dass nur die Hülle aus Papier bestand und tatsächlich weiterhin ein Kunststoff eingesetzt wurde.
Lebensmittelversand mit Papier – geht das überhaupt?
Geschuldet aufgrund fehlender Alternativen werden häufig thermische Verpackungen aus diversen Kunststoffen eingesetzt. Das Problem: das Ausgansmaterial für die Herstellung von expandiertem Polystyrol (EPS) wird aus fossilen Brennstoffen gewonnen. Aber auch ein anderer Umweltgedanke stößt dem einen oder anderen Verbraucher sauer auf: Was passiert mit diesen Boxen, sofern diese nicht richtig recycelt werden? Sie landen in unserer Umwelt! Und verbleiben dort hunderte von Jahren.
Die Lösung scheint einfach, eine Lösung aus Papier. Mit WrapPak gibt es eine neue thermische Verpackungslösung, rein aus FSC zertifizierten Papier. Doch wie schlägt sich die Papierlösung im Vergleich zu bereits etablierten Produkten wie beispielsweise einer EPS-Thermobox? Folgend finden Sie die Ergebnisse eines Testversands „WrapPak vs. EPS-Thermobox“. Nicht nur das Ergebnis, sondern auch die Kosten und die Umweltverträglichkeit werden wir an dieser Stelle genauer beleuchten.
Der Vergleich Papier vs. EPS-Box
Das Papier als Wärmedämmung genutzt wird ist nicht neu. Viele alte Fachwerkhäuser haben noch das sog. Schrenzpapier in Decken und Wänden. Auch heute wird noch mit einer Form von Papier gedämmt. Damit sind Zellulose gemeint. Zellulose-Fasern werden aus Altpapier gewonnen. Aufgrund von Brandschutzvorschriften werden die Zellulose mit Zusätzen wir Borsalzen versehen.
Die natürliche Eigenschaft des isolierenden Papiers nutzt WrapPak. Dieser Variante gegenüber steht eine handelsübliche EPS-Thermobox, die sich bereits mehrfach für den Versand von gekühlten Waren bewährt hat.
Herstellung von EPS-Boxen
Zur Herstellung einer EPS-Box wird das Material zunächst auf ein bestimmtes Gewicht vorgeschäumt und Form gefüllt. Heißer Dampf bläst das Gewebe auf, sodass es sich ausdehnt und von selbst schmilzt. In diesem Stadium passt sich das Material der Form an. Die EPS-Box beinhaltet ein Hauptelement und einen Deckel.
Alles beginnt mit rohem Polystyrol. Es ist der Grundstoff für EPS-Boxen und wird aus Erdöl gewonnen. Die Hauptsubstanz ist expandiertes Polystyrol in Form von kleinen Kugeln. Das Pentan im Inneren der Kügelchen dehnt sich beim Erhitzen über Dampf stark aus und es entsteht ein elastischer Schaum. Dieser Schaum kann dann in fast jede beliebige Form gebracht werden. Aus chemischer Sicht ist Polystyrol eine reine Kohlenstoff-Wasserstoff-Verbindung, also umweltfreundlich. Weder Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) noch Weichmacher (Phthalate) werden verwendet.
Der resultierende expandierte Polystyrolschaum ist besonders leicht, da er zu 98 % aus Luft besteht. Darüber hinaus besitzt Styropor Formstabilität, Festigkeit und Elastizität. Es hat eine isolierende Wirkung und ist feuchtigkeitsbeständig. Die dämpfenden Eigenschaften dieses Schaumstoffs geben bei einem Sturz nach und absorbieren Vibrationen durch Stöße. Styropor ist lebensmittelecht, es erfüllt die Anforderungen an die Lebensmittelverpackung, damit sie sicher verpackt und transportiert werden kann.
Herstellung von Papier
Papier wird aus nachwachsenden Hölzern gewonnen. Vorzugsweise werden Birke und Kiefer hierfür herangezogen, aber auch recyceltes Altpapier wird zur Herstellung von Papier verwendet. In der Papierfabrik wird das Holz gemahlen und mithilfe chemischer Verfahren wird aus dem Holz ein Zellstoff gewonnen. Je nach Bedarf der Papierart werden Zusätze wie Wasser, Farbstoffe oder Aufheller dazugegeben.
Das Gemisch wird über ein Sieb gegossen und gleichmäßig verteilt. Walzen und Sauger sorgen für eine gleichmäßige Struktur der Oberfläche. Damit das Wasser entweicht, wird die Faserlage durch Walzen gepresst. Durch Erwärmung der Faserlage verdunstet das restliche Wasser. Anschließend wird das vollständig getrocknete Papier geglättet. Zum Schluss wird das Papier über eine weitere Presse verleimt und je nach Bedarf und Papierart zusätzlich veredelt.
Das WrapPak Kraftpapier wird in flachen Papierbahnen angeliefert. Über eine dafür entwickelte Maschine werden die Bahnen in Form gebracht. Aus zwei Lagen Papier wird ein voluminöses Papierpolster geformt. In den Zwischenräumen des Papiers wird die Luft förmlich eingeschlossen.
Lagerplatzbedarf und Handling
Im Punkto Lagerplatzbedarf gewinnt WrapPak den Vergleich zur EPS-Box deutlich. EPS-Boxen sind bereits bei Anlieferung in Form und benötigen daher einen großen Lagerplatzbedarf. In Zahlen ausgedrückt: Mit einer Palette des Kraftpapiers werden insgesamt 4.584 m Papier geliefert. In Form gebracht resultiert daraus 1.375 m² Polsterpapier. Um dieses Volumen mit EPS-Boxen zu stemmen, würden 24 Paletten mit 45 Liter EPS-Boxen benötigt. Dadurch können die Kosten für den Transport auf ein Minimum reduziert werden. Im Lager steht mehr Platz für eigene Waren und andere Verpackungsmaterialien zur Verfügung. Auch der Arbeitsprozess wird durch das Abladen von nur einer statt sehr vielen Paletten erleichtert.
Papier vs. EPS-Box am Arbeitsplatz
Während die EPS-Boxen sofort einsatzfähig sind, muss das Papier erst in Form gebracht werden. Dafür wird ein kompakter Konverter benötigt. Je nach Einsatzzweck müssen ein- oder mehrere Polster hierfür gefertigt werden.
- 15 – 25 °C Raumtemperatur *: Eine Lage
- 2 – 8 °C gekühlte Waren **: Zwei lagen
- 4 – 0 °C gefrorene Produkte ***: Drei lagen
Obwohl die Maschine 0,55 Meter Papier pro Sekunde verarbeitet, geht dieser Punkt an die EPS-Box. Ein Aspekt sollte hier dennoch erwähnt werden, die Flexibilität. Da die isolierende Papierpolster erst am Arbeitsort geformt werden, können die unterschiedlichsten Größen und Volumen bedient werden. Wohingegen bei EPS-Boxen verschiedene Größen auf das Lager gelegt werden müssen.
Thermische Leistung im Test
Für einen Aussagekräftigen Test wurden gekühlte Produkte (2 – 8 °C) in einer Umgebung zwischen 14 und 25 °C getestet. Hierfür wurde eine 3cm dicke EPS-Box mit einem Volumen von 45 Liter mit der WrapPak Lösung verglichen. Gekühlt wurden die Produkte jeweils mit vier 300g Kühlpacks.
Während die EPS-Box die gekühlten Waren bis zu 32 Stunden kühl hielt, schaffte es die einfache Papierlösung auf 28 Stunden, bevor die Temperatur innerhalb des Pakets über 8 °C hinausging. Die thermische Leistung des Papiers kommt der EPS-Lösung ziemlich nah.
Der Umweltgedanke
Ist Papier umweltschonender als Kunststoffprodukte? Immer mehr Einweg-Kunststoffverpackungen werden durch Papier und Pappe ersetzt. Schützen wir damit erfolgreich die Natur? Ganz so einfach ist es leider nicht.
Ob Papier nachhaltiger als Kunststoff ist, kann nicht pauschal beantwortet werden. Wie nachhaltig eine Verpackung ist, hängt von vielen Faktoren ab, beispielsweise ob das eingesetzte Material wiederverwendet wird. Sortenreines Papier lässt sich sehr gut recyceln. Schwierig wird der Trennungsprozess, wenn ein sog. Verbundstoffs zum Einsatz kommt.
Das bei WrapPak eingesetzt Papier ist sortenrein und zudem auch FSC zertifiziert. Laut dem Verpackungsregister lag die Verwertungsquote 2019 bei 81,9 Prozent von Kartons, Pappe und Papier.
Aus chemischer Sicht ist Polystyrol eine reine Kohlen- Wasserstoffverbindung. Diese Verbindung ist für die Umwelt unbedenklich. Weder Weichmacher noch Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) werden verwendet. Der Herstellungsprozess von EPS-Schaumstoffen benötigt bis zu 40% weniger Co2 und verbraucht bis zu 70% weniger Wasser als vergleichbare Verpackungsmaterialien.
EPS kann zu 100% recycelt werden. Über einen Schmelzprozess kann es zu Polystyrol gewandelt werden oder direkt in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden. EPS benöntigt während seines Lebenszyklus weniger Energie und Luft als viele Papiere, die oft als „grün“ bezeichnet werden.
Der vollständige Zersetzungsprozess von Styropor und anderen Kunststoffen ist sehr zeitaufwendig. Bei expandiertem Polystyrol gilt die maximale Zersetzungszeit sogar als unermesslich: Wird der expandierte Polystyrol-Abfall keinen Witterungseinflüssen (beispielsweise Wind und Wasser) ausgesetzt, ist er laut Alpenverein „fast ewig stabil“. Die Zahlen des Alpenvereins und anderer Quellen beziehen sich somit nur auf den Zeitraum, in dem sich Plastikprodukte sozusagen „auflösen“ und scheinbar nicht mehr wahrgenommen werden. Auch nach diesen längeren Zeiträumen verbleiben Rückstände in der Natur. Für EPS gelten 6000 Jahre oder mehr. Daher ist die fachgerechte Entsorgung insbesondere von expandiertem Polystyrol sehr wichtig.